Das gemeinsame Bewusstsein: Was die Farbwahrnehmung über wirkungsvolles Design verrät

Was verleiht Farben ihre Bedeutung? Warum wirkt Rot dringlich, Blau beruhigend und Grün erfrischend? Marketer und Designer kennen die emotionale Kraft von Farben seit Langem – doch eine neue Studie („The origin of color categories“, Garside et al., 2024), veröffentlicht in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), liefert tiefere Einblicke in die Grundlagen unserer Wahrnehmung.

Durch den Vergleich der Farbwahrnehmung bei Menschen und Makaken untersuchten die Forscher eine zentrale Frage: Sind unsere geteilten Konzepte angeboren oder entstehen sie durch Sprache und Kultur? Die Ergebnisse eröffnen nicht nur neue wissenschaftliche Perspektiven, sondern auch wertvolle Impulse für die Markenkommunikation.

Farbe wird nicht nur gesehen – sie wird verstanden

Die Studie nutzte nonverbale Aufgaben, um zu erfassen, wie Farben gruppiert werden. Menschen zeigten dabei eine erstaunlich einheitliche Kategorisierung – ein Hinweis auf gemeinsame mentale Strukturen. Makaken hingegen reagierten individuell und ohne erkennbares Muster.

Bemerkenswert: Ein Affe entwickelte eine eigene, konsistente Farbsystematik. Dies deutet darauf hin, dass die biologische Fähigkeit zur Kategorisierung zwar vorhanden ist, das Entstehen gemeinsamer Kategorien aber Sprache oder höhere soziale Kognition erfordert.

Warum das für Marketer relevant ist

Das Licht eines Regenbogens ist kontinuierlich – und dennoch nehmen wir klar abgegrenzte Farben wie Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett wahr. Diese Farbbereiche sind keine objektiven Eigenschaften der Natur, sondern mentale Konstruktionen – die dennoch kulturübergreifend und über Jahrtausende hinweg ähnlich entstehen.

Die Studie zeigt: Unsere Wahrnehmungsstruktur ist kein Zufallsprodukt. Sie ist nicht bloß eine Folge kultureller Einflüsse oder Modetrends, sondern das Ergebnis eines stabilen Zusammenspiels von Biologie und kollektiver Kognition.

Für Marketer bedeutet das: Farben – und visuelle Kommunikation insgesamt – entfalten ihre größte Wirkung, wenn sie sich an die natürlichen Wahrnehmungsmuster der Menschen anlehnen. Kommunikation, die diese geteilten Strukturen nutzt, wirkt intuitiver, glaubwürdiger und emotional kraftvoller.

Von Farbtheorie zu kognitiver Strategie

Markenidentitäten werden oft nach persönlichem Geschmack oder aktuellen Trends gestaltet. Doch gutes Design folgt nicht nur der Frage „Was sieht schön aus?“, sondern vielmehr: „Was ergibt für das gemeinsame Bewusstsein Sinn?“

  • Rot signalisiert Dringlichkeit nicht nur, weil es kulturell mit Gefahr assoziiert wird, sondern auch, weil es biologische Reaktionen wie einen Anstieg der Herzfrequenz auslöst.

  • Blau steht für Ruhe, Stabilität und Klarheit – nicht nur in westlichen Ländern, sondern weltweit.

  • Grün, häufig verbunden mit Natur und Frische, greift Umweltreize auf, die unser Gehirn als sicher und lebensförderlich interpretiert.

Wer versteht, dass Farbbedeutungen tief in unserem gemeinsamen kognitiven Apparat verwurzelt sind, kann Markenbotschaften entwickeln, die sich natürlicher, überzeugender und nachhaltiger anfühlen.

Brainsuite: Design für das gemeinsame Bewusstsein

Bei Brainsuite unterstützen wir Marketing- und Kreativteams dabei, über subjektives Bauchgefühl hinauszugehen. Unsere KI-gestützte Plattform, basierend auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, analysiert kreative Assets – Bild, Text und Ton – so, wie das menschliche Gehirn sie tatsächlich verarbeitet.

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Quelle:
Garside, D., Witzel, C., & Franklin, A. (2024). The origin of color categories. Proceedings of the National Academy of Sciences, 121(14), e2400273121. https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2400273121



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